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Verlag Neue Musik Berlin & Edition Gravis
Newsletter 16. Januar 2023
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Hiermit möchten wir Sie auf wichtige Neuigkeiten und aktuelle Termine aus unseren Verlagsprogrammen hinweisen.
Traumlandschaften in orchestraler und konzertanter Gestalt
Uraufführungen von Steven Daverson beim WDR und Nikolaus Brass in der Konzertreihe musica viva
Inspiriert von der zwischen „erdigem Naturalismus und mystischer Traumlogik" schwankenden Schlussszene aus Andrej Tarkowskijs Film Nostalgia (1983) hat der 1985 in Northampton geborene Steven Daverson ein neues Werk für (großes oder kleines) Orchester und Live-Elektronik komponiert: Figures Outside a Dacha, with Snowfall, and an Abbey in the Background [Figuren vor einer Datscha, mit Schneefall und einer Abtei im Hintergrund] (2021). Musikalisch beschworen wird in diesem vom WDR und der BBC in Auftrag gegebenen Werk „ein fast kosmisches Gefühl der Auflösung", so Daverson im Vorwort zur Partitur. Die etwa 18-minütige, live-elektronisch verräumlichte, mit feinsten Klang- und Dynamiknuancen abgefasste Komposition kommt nun am 21. Januar in einem Konzert der Reihe „Musik der Zeit" im Kölner WDR-Funkhaus zur Uraufführung, interpretiert vom WDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Manuel Nawri. Das Konzert wird in WDR 3 live übertragen und wird für weitere dreißig Tage online nachzuhören sein.
Auch Nikolaus Brass (*1949 in Lindau) verbindet in einem neuen Werk für solistische Viola, großes Streichorchester und zwei Schlagzeuger das Irdische mit der Sphäre der Träume. Anheben wird In der Farbe der Erde (2021) mit einem „sanglich-träumerisch" überschriebenen Solo der Viola, die im weiteren Verlauf des Stückes nur selten pausiert, allerdings innerhalb eines mehrfach an- und abschwellenden Spannungsbogens von immer dichteren orchestralen Texturen bedrängt oder umfangen wird. Von den Orchesterstreichern werden in diesem Auftragswerk des Bayerischen Rundfunks zum Teil naturtönige Skordaturen gefordert. Die Bratschistin Tabea Zimmermann wird das etwa zwanzigminütige Werk von Brass im Rahmen der Münchner Konzertreihe musica viva am 17. Februar im Herkulessaal aus der Taufe heben, begleitet vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Vimbayi Kaziboni.
Weitere Information:
Zu Daverson: www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-konzert/konzertplayer-klassik-musik-der-zeit-tempowechsel-100.html; www.stevendaverson.com
Zu Brass: www.br-musica-viva.de/symphonieorchester-des-bayerischen-rundfunks-mit-vimbayi-kaziboni-17-02-2023/k12434/; www.nikolausbrass.de
Neue Kammermusik von Roberto David Rusconi und David Gorton
Uraufführungen in London und Budapest
Das weltweit gastierende, in Köln beheimatete Minguet Quartett sorgt am 22. Januar in London für die Uraufführung des inzwischen sechsten Streichquartetts mit dem Titel Umbrae, das der 1967 in Venedig geborene, heute in London lebende Roberto David Rusconi 2020 komponiert hat. Dieses einsätzige, spieltechnisch anspruchsvolle Werk erweist sich mit seiner knapp 40-minütigen Dauer als episodenreiches Kompendium verschiedenster Satz- und Klangtechniken, anhand derer Rusconi das Thema des Schattens (lat. umbrae) poetisch auslotet. Weitere Gastspiele des Minguet Quartetts mit diesem Stück und Kompositionen von Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy folgen am 24. Januar beim EifelKlang Festival in Strempt und am 27. Januar in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Dort wird das Werk im Rahmen eines IPPNW-Benefizkonzerts zugunsten des „Raums der Namen" im Denkmal für die ermordeten Juden Europas erklingen.
Ein spieltechnisch außergewöhnliches Werk für Gitarre, das am 4. Februar im Rahmen des Transparent Sound New Music Festival in Budapest uraufgeführt wird, stammt von 1978 geborenen englischen Komponisten David Gorton: In seinen Six Miniatures von 2021 schreibt er die Verwendung eines magnetischen Kapodaster-Systems vor, das die Uraufführungsinterpretin Katalin Koltai für ihre sogenannte „Ligeti-Gitarre" entwickelt hat. In jeder der satztechnisch charakteristischen Miniaturen, die teilweise auf traditionelle Genres wie Habanera, Ostinato oder Kanon anspielen, verwendet Gorton verschiedene Anordnungen dieser Kapodaster, um jeweils individuelle mikrotonale Stimmungen zu erzielen. Das Konzert findet im Budapest Music Center statt.
Weitere Information:
zu Rusconi: www.robertodavidrusconi.com, www.minguet.de
zu Gorton: https://atlatszohang.hu/
Musiker und Klang in Bewegung
Das Stuttgarter Eclat Festival präsentiert ein neues Ensemblewerk von Huihui Cheng
Am späten Abend des 1. Februar kommt es im Rahmen des Eclat-Festivals in Stuttgart zur Uraufführung einer choreographisch erweiterten Ensemblekomposition der 1985 im nordostchinesischen Wu-Chang geborenen, heute in Deutschland lebenden Huihui Cheng. Für das halbstündige Imaginary Strings (2022) bewegen sich sieben Bläser und drei Streicher des insgesamt siebzehnköpfigen Ensembles in vorgegebenen Bahnen über die Bühne, während um sie herum stationäre Instrumente wie Cello, Schlagzeug oder Klavier zum Einsatz kommen. „Diese Konzeption lenkt sowohl das kompositorische Material als auch die Aktivitäten der Instrumentalgruppen, womit der Eindruck eines sich ständig bewegenden Klangs entsteht: als Wellen, die Linien ziehen, in Kreisen tanzen oder miteinander kollidieren. Das Publikum nimmt diese Wendungen sowohl mit dem Auge als auch dem Ohr wahr, so als ob unsichtbare, vibrierende Saiten ihren freien Fall krümmen würden," so die Komponistin. Interpretiert wird dieses Werk im Stuttgarter Theaterhaus durch das Frankfurter Ensemble Modern.
Weitere Information: www.eclat.org
Zwischen Anverwandlungen barocker Musik und visionärer Originalität
Neue CDs mit Musik von David Gorton und Sam Hayden auf den Labels NEOS und Métier
Eine soeben erschienene CD mit Musik von David Gorton (*1978) rückt einen besonders prominenten Aspekt seines Schaffens in den Blickpunkt: Die Anverwandlung und Perspektivierung traditioneller Musik. Drei der vier hier präsentierten Werke sind im Verlag Neue Musik Berlin erschienen und nähern sich auf kompositorisch jeweils unterschiedliche Weise Vorlagen barocker Komponisten: Giuseppe Torelli (1658-1709), Giles Farnaby (c. 1563-1640), Matthew Locke (1621-1677). Das Concerto per flauto a becco e violino su temi Torelli (2018) wird vom Blockflötisten Oiwen Foulkes und dem Ensemble Longbow unter Leitung des Geigers Peter Sheppard Skærved interpretiert, der auch den Violinpart in For some Friends (after Matthew Locke) (2020) für Violine und Klavier übernimmt. Der Pianist Daniel-Ben Pienaar spielt außerdem Farnabye's Maske (2016) für Klavier (NEOS 12223).
Stilistisch und kompositionstechnisch ganz der Gegenwart verpflichtet zeigt sich der 1968 in Portsmouth geborene Sam Hayden, dessen komplexe Partituren zu den spannendsten Herausforderungen für heutige Musiker*innen zählen. Auf dem britischen Label Métier ist nun eine Doppel-CD mit sechs Werken der Kammermusik erschienen, deren Partituren allesamt im Verlag Neue Musik Berlin erhältlich sind: frammenti di divenire (2018) für zwei Saxophone, attente (2018-19) für Flöte, remnants I (2018-19) für Kontrabassklarinette, remnants III (2021) für Violoncello und Klavier, picking up the pieces (1991/ rev. 2019) und AXE[S] (1997, rev. 2009/2019/2021) für Gitarre.
Die allesamt international renommierten Interpreten sind Gianpaolo Antongirolami, Michele Selva (Saxophon), Carla Rees (Flöte), Richard Haynes (Klarinette), Karolina Öhman (Violoncello), Tamriko Kordzaia (Klavier), Darragh Morgan (Violine) und Mats Scheidegger (Gitarre) (Métier msv 28622).
Zwei Jubilare des Jahres 2023 und ein österreichischer Preisträger
Juan Allende-Blin wird 95, Dmitri Terzakis 85 Jahre alt, Staatsstipendium für Christoph Breidler
Im Jahr 2023 gilt es die Aufmerksamkeit auf zwei Jubilare zu lenken, die das Musikleben in Deutschland und weit darüber hinaus in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt haben und mit ihrem weiterhin florierenden Schaffen im Katalog der edition gravis prominent vertreten sind: Juan Allende-Blin und Dimitri Terzakis.
Der Chilene Juan Allende-Blin wurde am 24. Februar 1928 in Santiago de Chile geboren, übersiedelte 1957 nach Deutschland, wo er u.a. als Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks aktiv war und sich als Musikpublizist v.a. um die Exilmusikforschung verdient gemacht hat. Kompositorisch ist er in seinem 94. Lebensjahr nach wie vor aktiv. Zuletzt brachte das e-mex-ensemble am 28.10.2022 in Essen das Ensemblewerk Transformations IX nach Texten des französischen Schriftstellers Edmond Jabès (1912-1992) zur Uraufführung.
Der Grieche Dimitri Terzakis wurde am 12. März 1938 in Athen geboren. Seit Anfang der 1960er hat er seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland, wo er einst bei Bernd Alois Zimmermann studierte und ab 1989 als Kompositionsprofessor u.a. an den Musikhochschulen in Düsseldorf und Leipzig tätig war. In den letzten Jahren machte er mit seinem abendfüllenden Puppentheaterstück Die Reise zum Mond (nach Lukian, 2. Jh.) und Werken der Vokal- und Kammermusik von sich reden.
Der 1986 in Graz geborene Komponist und Dirigent Christoph Breidler, mit Kammermusik und Orchesterwerken im Verlag Neue Musik prominent vertreten, erhält das Staatsstipendium für Komposition 2023 des österreichischen Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.. Zu den hervorstechenden Merkmalen seines Komponierens zählen die Arbeit mit Live-Elektronik, spektrale Kompositionsweisen und die Beschäftigung mit Wahrnehmungspsychologie.
Weitere Information:
www.editiongravis.de; www.allende-blin.de; https://dimitriterzakis.com
www.verlag-neue-musik.de; www.christophbreidler.com
Verlag Neue Musik Berlin & Edition Gravis
Newsletter 16 january 2023
Herewith we would like to inform you about important news and current dates from our publishing programs.
Dream landscapes in orchestral and concert form
World premieres by Steven Daverson at WDR and Nikolaus Brass in the concert series musica viva
Inspired by the final scene from Andrei Tarkovsky's film Nostalgia (1983), which fluctuates between "earthy naturalism and mystical dream logic", Steven Daverson, born in Northampton in 1985, has composed a new work for (large or small) orchestra and live electronics: Figures Outside a Dacha, with Snowfall, and an Abbey in the Background (2021). Musically, this work, commissioned by WDR and the BBC, evokes "an almost cosmic sense of dissolution," according to Daverson in the preface to the score. The composition, which lasts about 18 minutes, is spatialized live-electronically and comes up with the finest nuances of sound and dynamics, will now be premiered on January 21 in a concert in the "Musik der Zeit" series at the WDR Funkhaus in Cologne, interpreted by the WDR Symphony Orchestra conducted by Manuel Nawri. The concert will be broadcast live on WDR 3 and can be listened to online for another thirty days.
Nikolaus Brass (born 1949 in Lindau) also combines the earthly with the sphere of dreams in a new work for solo viola, large string orchestra and two percussionists. In der Farbe der Erde [In the Color of the Earth] (2021) begins with a solo by the viola, titled "songlike-dreamy". The soloist in the further course of the piece pauses only rarely, but within an arc of tension that swells and recedes several times, is beset or surrounded by increasingly dense orchestral textures. In this work commissioned by the Bayerischer Rundfunk, the orchestral strings are required to play partly natural-toned scordaturas. Outstanding violist Tabea Zimmermann will perform the approximately twenty-minute work within the framework of Munich concert series musica viva on February 17 in the Herkulessaal, accompanied by the Bavarian Radio Symphony Orchestra conducted by Vimbayi Kaziboni.
Further information:
On Daverson: www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-konzert/konzertplayer-klassik-musik-der-zeit-tempowechsel-100.html; www.stevendaverson.com
On Brass: www.br-musica-viva.de/symphonieorchester-des-bayerischen-rundfunks-mit-vimbayi-kaziboni-17-02-2023/k12434/; www.nikolausbrass.de
New Chamber Music by Roberto David Rusconi and David Gorton
World Premieres in London and Budapest
The Cologne-based Minguet Quartet, which regularly tours worldwide, on January 22 in London will provide the world premiere of what is now his sixth string quartet, entitled Umbrae, composed in 2020 by Roberto David Rusconi, who was born in Venice in 1967 and now lives in London. This one-movement, technically extremely demanding work, with its nearly 40-minute duration, proves to be an episodic compendium of the most diverse compositional and sound techniques, by means of which Rusconi poetically explores the theme of the shadow (Latin „umbrae"). Further concerts by the Minguet Quartet with this piece and compositions by Gustav Mahler and Felix Mendelssohn- Bartholdy will follow on January 24 at the EifelKlang Festival in Strempt and on January 27 at the Kaiser Wilhelm Memorial Church in Berlin. There, the work will be performed as part of an IPPNW benefit concert for the "Room of Names" in the Berlin Memorial to the Murdered Jews of Europe.
A technically unusual work for guitar, to be premiered on February 4 at the Transparent Sound New Music Festival in Budapest, is by English composer David Gorton, born in 1978: in his Six Miniatures of 2021, he prescribes the use of a magnetic capo system, which the premiere performer Katalin Koltai developed for her so-called "Ligeti guitar." In each of the movement's characteristic miniatures, some of which allude to traditional genres such as habanera, ostinato, or canon, Gorton uses different arrangements of these capos to achieve individual microtonal tunings. The concert will take place at the Budapest Music Center.
Further Information
On Rusconi: www.robertodavidrusconi.com, www.minguet.de
On Gorton: https://atlatszohang.hu/
Musicians and sound in motion
The Stuttgart Eclat Festival presents a new work by Huihui Cheng
In the late evening of February 1, a choreographically expanded ensemble composition by Huihui Cheng, born in 1985 in the northeastern Chinese city of Wu-Chang, will be premiered at the Stuttgart Eclat Festival. For the half-hour Imaginary Strings (2022), seven wind players and three string players from the seventeen-piece ensemble move around the stage in predefined paths, while stationary instruments as cello, piano or percussion are used around them. „This conception guides both the compositional material and the evolution of instrumental groups, conveying an impression of perpetually moving sound, like waves tracing lines, dancing in circles, or colliding towards each other.
The audience perceives those inflections both with the eye and the ear, as if invisible vibrating strings were curving their free fall," says the composer. This work will be interpreted in Stuttgart's Theaterhaus by Frankfurt's Ensemble Modern.
Further information: www.eclat.org
Two 2023 Anniversaries and an Austrian Laureate
Juan Allende-Blin turns 95, Dmitri Terzakis 85, state scholarship for Christoph Breidler
In 2023, it is important to draw attention to two jubilarians who have decisively shaped musical life in Germany and far beyond in recent decades and whose continuing flourishing work is prominently represented in the edition gravis catalog: Juan Allende-Blin and Dimitri Terzakis.
The Chilean Juan Allende-Blin was born in Santiago de Chile on February 24, 1928, and moved to Germany in 1957, where he was active, among other things, as a staff member of the Norddeutscher Rundfunk and rendered outstanding services as a music publicist, especially in the field of exile music research. In his 95th year he is still active as a composer. Most recently, the e-mex-ensemble premiered the ensemble work Transformations IX, based on texts by the French writer Edmond Jabès (1912-1992), in Essen on October 28, 2022.
The Greek Dimitri Terzakis was born in Athens on March 12, 1938. Since the beginning of the 1960s he has had his center of life in Germany, where he once studied with Bernd Alois Zimmermann and from 1989 worked as a professor of composition at the music academies in Düsseldorf and Leipzig, among others. In recent years he has made a name for himself with his full-length puppet theater piece The Journey to the Moon (after Lucian, 2nd century) and works of vocal and chamber music.
The composer and conductor Christoph Breidler, born in Graz in 1986 and prominently represented with chamber music and orchestral works in the catalogue of Verlag Neue Musik, is awarded the State Scholarship for Composition 2023 of the Austrian Federal Ministry for Art, Culture, Public Service and Sport. Among the salient features of his composing are his work with live electronics, spectral modes of composition, and his preoccupation with the psychology of perception.